20 September 2021
Selbstverständnis und visuelle Repräsentation eines spätmittelalterlichen Hochstifts.
Unter Fürstbischof Wilhelm von Reichenau (reg. 1464–1496) bestellte das Hochstift Eichstätt Kunstwerke von europäischem Rang. Durch einen Vielklang künstlerischer Medien kommunizierten der Bischof und sein Hofstaat die Sakralität der Eichstätter Kirche und legitimierten so zugleich ihren Herrschaftsanspruch.
Die künstlerisch ungemein produktive Phase in Eichstätt manifestiert sich in den unterschiedlichsten Bildgattungen: Bildschnitzerei, Steinbildhauerei, Buchmalerei, Goldschmiede- und Textilkunst. Das bedeutendste Werk sind die Skulpturen des spätgotischen Hochaltarretabels des Eichstätter Doms, die als verkannte Hauptwerke der Nürnberger Bildschnitzerkunst um 1465–70 identifiziert werden. Weitere Kapitel widmen sich dem Pontifikale Gundekarianum, einer Prachthandschrift, in der die Eichstätter Kirche ihre eigene Tradition in Text und Bild fortschrieb, dem Rational als spezifischem Insigne der Eichstätter Bischöfe, dem architektonischen Diskurs am Bischofshof und der künstlerischen Inszenierung der Diözesanpatrone. Im Zusammenspiel all dieser Aspekte ergibt sich ein facettenreiches Tableau der visuellen Repräsentation einer spätmittelalterlichen Bischofskirche.
Studia Jagellonica Lipsiensia – Band 021
Autor Benno Baumbauer