26 October 2021
Diese Untersuchung von sechs hoch qualitätvollen Silberaltären, die in Schlosskapellen aufgestellt waren, zeigt erstmals, wie diese die konfessionell machtpolitischen Ansprüche des Auftraggebers ins Bild setzen und damit den Konfessionalisierungs- und Territorialisierungsprozess beschreiben.
Die für europäische Residenzen konzipierten Silberaltäre in Frederiksborg (1606), München (1607), Husum (1620), Rügenwalde (1637), Stockholm (1651) und Gottorf (1666) besitzen höchste künstlerische Qualität und inhaltlichen Anspruch innerhalb der Kunst des 17. Jahrhunderts. In ihrer komplexen Ikonographie passen sich die aus Ebenholz und Silber bestehenden Altäre ihrem Aufstellungsort an. Sie zeigen als Artefakt differenziert die zunehmende religionspolitische Polarisierung der protestantischen und katholischen Potentaten.
Besonders wichtig ist die Darstellung der Rechtgläubigkeit als pädagogisches Lehrgerüst. Jeder einzelne der Silberaltäre unterlag staatspolitischen Funktionen, indem dieser politische wie konfessionelle Kontinuität und Identität visualisiert. Gegenreformatorische bzw. protestantische Kräfte und legitimierende Selbstinszenierung werden wie das entsprechende Glaubensbekenntnis als Zeichen der innewohnenden Verantwortlichkeit des Landesherrn gegenüber dem Territorium idealisiert verkörpert.
Das interdisziplinäre Herangehen vereint frühneuzeitliche Goldschmiedekunst und die Herausarbeitung der dahinterliegenden Kirchenpolitik sowie der dynastischen Interessen.
Christian G. Schulz