Leonardus Lessius: De iustitia et iure caeterisque virtutibus cardinalibus.

09 November 2020

Über die Gerechtigkeit und das Recht und die übrigen Kardinaltugenden.

Lessius’ ›De iustitia et iure caeterisque virtutibus cardinalibus‹ (1605) ist ein Hauptwerk des frühneuzeitlichen gegenreformatorischen Naturrechtsdiskurses der »seconda scolastica« – bereits zu Lebzeiten von Lessius gab es zehn Auflagen, Nachdrucke bis ins 19. Jahrhundert. Wie die anderen gleichnamigen Werke etwa von Domingo de Soto, Petrus de Aragón oder Ludovico Molina, bietet es eine Kommentierung der ›Secunda secundae‹ der ›Summa theologiae‹ Thomas von Aquins und damit eine systematische Erörterung der juristischen Gerechtigkeit mit besonderem Blick auf die Wirtschaftsethik. Seine besondere Bedeutung ergibt sich dabei zum einen daraus, dass es einen maßgeblichen, hoch innovativen Beitrag zur Geschichte ökonomischen Denkens und des Wirtschaftsrechts bietet. Zum anderen fasst es die komplexen Lehren der »seconda scolastica« konzise zusammen und erschließt mit seinen reichen Allegationen die katholische Naturrechtsdiskussion des 16. Jahrhunderts insgesamt. Als eine der Hauptquellen von Hugo Grotius verbindet das Werk den scholastischen Naturrechtsdiskurs mit dem Vernunftrecht des 17. und 18. Jahrhunderts. Es bildet damit eine Hauptquelle nicht nur für Rechts- und Wirtschaftshistoriker, sondern insbesondere auch für die Geschichte der politischen Philosophie.

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