17 June 2022
Die europaweit zur Inauguration einer neuen Kirchenorgel gehalten Predigten des 17. und 18. Jahrhunderts decken ein breites Themenspektrum ab. Diese bisher kaum berücksichtigte Textgattung wird erstmalig als musikwissenschaftlicher, theologischer und historischer Forschungsgegenstand untersucht.
Der Sammelband dokumentiert die Ergebnisse der 2019 in Regensburg abgehaltenen interdisziplinären Tagung „Orgelpredigten in Europa (1600–1800)“. Die Beiträge analysieren die theologischen und musiktheoretischen Themen, die in Orgelpredigten zum Tragen kommen, und führen die Entstehung eines auf der Kanzel und im Druck verbreiteten musiktheologischen Diskurses vor Augen. Ein zentraler Aspekt ist die Bedeutung von Einweihungsritualen im Lutherischen Gottesdienst. Mehrere Fallstudien beleuchten historisch-konfessionelle Kontexte, in denen Orgelpredigten eine Rolle spielten (Ulm, Danzig, Otterndorf). Durch neue Quellenforschungen aus England, den Niederlanden, Schweden und Frankreich wird es möglich, die Orgelpredigt auch als ein gesamteuropäisches und interkonfessionelles Phänomen zu sehen, das nach lutherischen Anfängen in der reformierten Kirche sowie im Katholizismus Wirkung entfaltete.
Herausgeber: Katelijne Schiltz, Lucinde Braun